Klare Begriffe, konkrete Angaben und einklagbare Regeln

Eingruppierung

26.05.2023

Es ist schon merkwürdig: Da gibt es einen Tarifvertrag, der die Arbeits- und Einkommensbedingungen der Logistik-Beschäftigten in NRW regeln soll und dann finden sich darin ganze Berufsgruppen nicht wieder. Weder der Disponent, noch der Paketzusteller, kein Gruppen- und kein Schichtleiter.

Und als ob dies nicht schon schlimm genug wäre, sind zum Beispiel die Regeln für deine Eingruppierung (entscheidet über deine Lohn-/Gehaltsgruppe und damit auch über die Höhe deines Entgeltes) zugemüllt mit schwammigen Begriffen. Warum das problematisch ist? Weil der Unterschied von einer Entgeltgruppe zur nächsten so scharf gefasst sein muss, dass der Aufstieg von einer Gruppe in eine andere auch durchsetzbar ist.

Da haben Begriffe wie „längere Berufserfahrung“, „qualifizierte Tätigkeiten“ oder  „schwierige Aufgaben“ nichts mehr zu suchen.

Klare Begriffe, konkrete Angaben und einklagbare Regeln.

Damit auch das Unwesen der Leistungszulagen, übertariflichen Leistungen und anderer gegebenenfalls verrechenbarer Zahlungen ein Ende hat, müssen so viele Tätigkeiten wie möglich sich so konkret wie nötig in einer Eingruppierungssystematik wiederfinden, die den Namen auch verdient.

 

 

KEINE ARBEIT UNTER WERT - UPGRADE

Tarif
KAUWU
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Tarifverträge

Stell Dir vor, Du erbst nichts, Du nennst keine Häuser Dein Eigen, hortest kein Vermögen und bist nicht Firmenchef. Also musst Du vom Lohn deiner Arbeit leben. Stell Dir vor, Du müsstest diesen Lohn selbst mit Deinem Chef aushandeln. Du rechnest ihm vor, was Deine Arbeit wert ist, wie er Deine besondere Qualifikation vergüten und die Belastungen der Schichtarbeit ausgleichen sollte.

Klar, das grenzt an Bettelei. Damit es dazu nicht kommt, gibt es Tarifverträge. Die werden zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften ausgehandelt und geschlossen. Ein schriftlicher Vertrag, rechtlich abgesichert und einklagbar. 

Jedes Jahr etwas mehr Geld bekommen, das ist keineswegs die Regel. Ob es der Gewerkschaft gelingt, eine Tariferhöhung oder bessere Arbeitsbedingungen mit dem Arbeitgeberverband auszuhandeln, hat nicht allein mit Verhandlungsgeschick zu tun, sondern damit, ob genügend Druck gemacht wird.

Der Streik ist das wichtigste Mittel im Arbeitskampf, um den Druck auf die Arbeitgeber so zu erhöhen, dass sie am Verhandlungstisch einlenken. Der Druck ist umso mächtiger, je mehr Beschäftigte die Arbeit niederlegen. Ohne Streik verkäme eine Tarifverhandlung zur kollektiven Bettelei, hat das Bundesarbeitsgericht festgestellt. Wie stark eine Gewerkschaft ist, hängt von der Zahl ihrer Mitglieder ab. Die Grundformel ist einfach: Je mehr Mitglieder sich engagieren, desto größer ist die Durchsetzungskraft und desto besser ist der Tarifvertrag.